Wir lesen es quasi tagtäglich: Alles ist im Wandel – die Weltwirtschaft, die Gesellschaft, die Arbeitswelt. Belastungen und Beanspruchungen in Arbeit und Beruf nehmen zu – von den Mitarbeitenden wird mehr verlangt, und die Mitarbeitenden verlangen mehr. Die Grenze zwischen Arbeits- und Privatleben verschwimmt zunehmend. Die Folge: Die Arbeitsbedingungen müssen sich zukünftig stärker nach den privaten Lebensverhältnissen und den Bedürfnissen der Mitarbeiter richten. Dies ist nicht etwa nur ein Anliegen von Arbeitnehmern, sondern auch erklärtes Ziel vieler Arbeitgeber, die längst erkannt haben, dass motivierte Mitarbeiter zu mehr Produktivität beitragen. Der ausgerufene Zielzustand ist die „Work-Life-Balance“.
Doch was ist das überhaupt, ein Leben in Balance? Womit füllen wir unser Leben und welchen Dingen räumen wir welchen Platz ein? Eine Frage, die jeder Mensch ganz für sich selbst prüfen und beantworten muss. Was ist wichtig? Was nicht? Worauf kommt es wirklich an? Um aufzuzeigen, wie so eine Auseinandersetzung aussehen kann, greife ich in Coachings oder Seminaren immer wieder gerne auf eine Anekdote zurück:
Ein Philosophieprofessor stand vor seinen Studenten und hatte ein paar Dinge vor sich liegen. Als der Unterricht begann, nahm er ein großes leeres Glas und füllte es bis zum Rand mit großen Steinen. Anschließend fragte er seine Studenten, ob das Glas voll sei. Sie stimmten ihm zu. Der Professor nahm eine Schachtel mit Kieselsteinen, schüttete sie in das Glas und schüttelte es leicht. Die Kieselsteine rollten natürlich in die Zwischenräume der größeren Steine. Dann fragte er seine Studenten erneut, ob das Glas jetzt voll sei. Sie stimmten wieder zu und lachten. Der Professor seinerseits nahm eine Schachtel mit Sand und schüttete ihn in das Glas. Natürlich füllte der Sand die letzten Zwischenräume im Glas aus.
„Nun“, sagte der Professor zu seinen Studenten, „ich möchte, dass Sie erkennen, dass dieses Glas wie Ihr Leben ist! Die Steine sind die wichtigen Dinge im Leben: Ihre Familie, Ihr Partner, Ihre Gesundheit, Ihre Kinder – Dinge, die – wenn alles andere wegfiele und nur sie übrig blieben – Ihr Leben immer noch erfüllen würden. Die Kieselsteine sind andere, weniger wichtige Dinge, wie z.B. Ihre Arbeit, Ihre Wohnung, Ihr Haus oder Ihr Auto. Der Sand symbolisiert die ganz kleinen Dinge im Leben.
Würden Sie den Sand zuerst in das Glas füllen, bleibt kein Raum für die Kieselsteine oder die großen Steine. So ist es auch in Ihrem Leben: Wenn Sie all Ihre Energie für die kleinen Dinge in Ihrem Leben aufwenden, haben Sie für die großen keine Zeit und keine Kraft mehr. Achten Sie daher auf die wichtigen Dinge, nehmen Sie sich Zeit für Ihre Familie, Ihre Freunde oder Ihren Glauben, achten Sie auf Ihre Gesundheit. Es wird noch genug Zeit geben für Arbeit, Haushalt, Partys, usw. Achten Sie zuerst auf die großen Steine – sie sind es, die wirklich zählen. Der Rest ist nur Sand.“
Nach dem Unterricht nahm einer der Studenten das Glas mit den großen Steinen, den Kieseln und dem Sand – bei dem mittlerweile sogar der Professor zustimmte, dass es voll war. Der Student ergriff ein Glas Kölsch, schüttete es langsam in das Glas und meinte: „Aber egal wie voll das Leben auch ist. Platz für ein Kölsch ist immer.“
Übrigens: Auch TÜV Rheinland zeigt im Rahmen von Personal- und Organisationsentwicklungsmaßnahmen Wege und Möglichkeiten auf, wie der einzelne Arbeitnehmer zu einer ausgewogenen Work-Life-Balance gelangen kann, wie man „Arbeitssucht“ erkennt und vermeidet, und wie Arbeitgeber ihre Mitarbeitenden, beispielsweise durch Arbeitszeitregelungen, Home-Offices und vieles andere mehr, darin unterstützen können. Auch ganz ohne Kölsch.