Ich mag meinen Job als Pressesprecher. Denn die Tätigkeit ist interessant, vielseitig, manchmal fordernd und bringt die eine oder andere Überraschung mit sich. So auch im folgenden Fall: Der Gesetzgeber hat vor ein paar Monaten die Überarbeitung eines Gesetzeswerks verabschiedet, das zum 1. Juni 2015 in Kraft getreten ist, und zwar die „Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Verwendung von Arbeitsmitteln (Betriebssicherheitsverordnung – BetrSichV)“. Klingt dröge, finden Sie? Ist es auch. Zumindest bei oberflächlicher Betrachtung. Dahinter steckt jedoch das maßgebliche Regelwerk, das die Sicherheit technischer Anlagen in Deutschland regelt, vom Aufzug bis zum Dampfkessel. Die Betriebssicherheitsverordnung ist das Regelwerk, das ganz entscheidend für das Sicherheitsniveau ist und hilft, die Gefahren der Technik im Zaum zu halten. Jetzt werden Sie natürlich fragen, was das Ganze mit Pressearbeit zu tun hat.

Der Personenumlaufaufzug bzw. “Paternoster”

Für mich war das Inkrafttreten der Verordnung zunächst einmal business as usual: Pressemitteilungen schreiben und veröffentlichen, erste Fragen beantworten und Experten vermitteln. Bis dann auf einmal das Thema richtig Fahrt aufnahm und das Telefon nicht mehr stillstand. Es ging konkret um den sogenannten Personenumlaufaufzug, im Volksmund „Paternoster“ genannt. Was war passiert? Nun, in der neuen Verordnung steht, dass Paternoster zukünftig nur durch vom Arbeitgeber eingewiesene Beschäftigte verwendet werden dürfen. Das heißt im Umkehrschluss, dass normale Besucher (da weder beschäftigt noch eingewiesen) diese Anlagen nicht mehr benutzen dürfen. Dies sorgte für einen Aufschrei in Deutschland, da diese nostalgischen Aufzüge noch in einigen Rathäusern, Universitäten und anderen öffentlichen Gebäuden unermüdlich für die Beförderung sorgen und kaum wegzudenken sind. Journalisten aus allen Mediengattungen wollten nun wissen, ob das tatsächlich stimmt, wie gefährlich Paternoster wirklich sind und wie es nun weitergeht. Man muss sich mal vorstellen: Wir haben in Deutschland Millionen prüfpflichtiger Anlagen, davon geschätzte 700.000 Aufzüge, und ganz Deutschland befasst sich mit ein paar hundert Paternostern.

Die Geschichte: “The Paternosters in Germany”

Ganz Deutschland? Nein, denn mittlerweile geht die Geschichte um die Welt. Vor Kurzem schrieb sogar das angesehene Wall Street Journal über „The Paternosters in Germany“. Spätestens bei einer solchen Reichweite macht die Pressearbeit so richtig Spaß. Doch woran liegt dieses enorme Interesse an diesem Thema? Ich denke, hier kommen zwei Aspekte zum Tragen. Einerseits ist der Paternoster so etwas wie ein vom Aussterben bedrohter Dinosaurier, den es einem natürlichen Reflex folgend zu schützen gilt. Andererseits haben die Menschen ein Faible für nostalgische Technik: Dampflokomotiven, Oldtimer und jetzt eben auch die Paternoster sind uns ans Herz gewachsen. Das sind Dinge, die wir trotz allen Strebens nach Perfektion und Modernität nicht missen wollen. Ein wenig nachdenklich stimmt mich schon die zwiespältige Haltung, dass wir bei „normalen“ Personenaufzügen am liebsten hundertprozentige Sicherheit haben möchten, aber angesichts des liebenswerten Paternosters die Frage der Sicherheit gerne etwas großzügiger ausgelegt haben wollen. Sei es drum. Der Paternoster sollte als schützenswerte historische Technik in jedem Fall erhalten bleiben, denn bei Einhalten der Regeln und Benutzungshinweise sind die nicht von der Hand zu weisenden Gefahren überschaubar. Hier ist wiederum unsere Eigenverantwortung und Achtsamkeit gefragt.

Autor des Beitrags

Frank Ehlert

Frank Ehlert

Leiter Interne Kommunikation

Frank Ehlert leitet das Team Interne Kommunikation und Unternehmenspublikationen im Newsroom von TÜV Rheinland. Er hat Betriebswirtschaft studiert und schon in der Studenten-WG viel mit Ingenieuren zu tun gehabt. Dadurch hat er die Fähigkeit entwickelt, komplizierte technische Sachverhalte auch für Normalleser auf den Punkt zu bringen. Gleichzeitig ist er ein kreativer Kopf und Querdenker. Frank Ehlert lebt mit seiner Familie seit vielen Jahren in Köln. Er ist effzeh-Fan, spielt Gitarre in einer Rockband und dreht dabei gerne mal alle Regler auf elf.

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