Roboterzellen sind mittlerweile in fast allen Produktionsstätten zu finden. Lager- oder Logistikautomatisierung, Schweißen, Montage und Materialbearbeitung – überall sind die intelligenten Helfer im Einsatz. Bei so vielen unterschiedlichen Anwendungen kommt es schnell zu Sicherheits- und Konformitätsproblemen. Hersteller sollten daher die folgenden Normen und Prüfstandards beachten.

Evaluierung der funktionalen Sicherheit

Eine Reihe von weltweit anerkannten Normen werden veröffentlicht, um potenzielle Risiken in Produkten, Komponenten und Systemen innerhalb von Maschinen, Systemen und sicherheitsbezogenen Anwendungen zu reduzieren. Beispiele sind die IEC 61508 (Entwicklung von elektronischen Systemen), IEC 62061 (Maschinen-Sicherheit) oder ISO 13489-1 (sicherheitsrelevante Teile von Steuerungen). Durch die Konformität mit diesen Normen können Hersteller ein hohes Maß an Sicherheit, Zuverlässigkeit und Qualität belegen.

Cybersecurity-Tests

Effizienz, Automatisierung und Wartung von Industrierobotern werden häufig durch vernetzte Systeme überwacht oder gesteuert, das heißt: Sie sind mit dem Unternehmensnetzwerk oder dem Internet verbunden. Diese Konnektivität stellt ein Sicherheitsproblem dar. Industrielle Sabotageakte und Cyber-Angriffe nehmen genauso zu wie „versehentliche“ Infektionen mit Computerviren – eine fachgerechte Prüfung der Systeme wird daher immer wichtiger.

Drahtlose Tests

Wie steht es mit der Interoperabilität, Leistung und Sicherheit von Drahtlos- und IoT-Geräten? Tests und Zertifizierungen sowohl für Geräte mit langer als auch mit kurzer Reichweite müssen von einer unabhängigen Prüfstelle durchgeführt werden. Je nach benutzter Technik sind unterschiedliche Industrieallianzen verantwortlich, bei denen dann die Prüfhäuser anerkannt und autorisiert sein müssen.

Prüfung der elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV)

Elektromagnetische Interferenzen oder Störanfälligkeiten können die Leistung von elektrischen und elektronischen Geräte ernsthaft beeinträchtigen – insbesondere in der Fertigung.

Jeder Hersteller, der solche Produkte auf den europäischen Markt bringen will, muss die EMV-Richtlinie 2014/30/EU einhalten.

Aufgrund der funktionalen Sicherheit oder länderspezifischer Vorgaben können darüber hinaus spezifische EMV-Prüfungen erforderlich sein, zum Beispiel nach ISO 10218-1 & UL 1740.

EU-Maschinenrichtlinie

Die EU-Mitgliedsstaaten verlangen eine gültige CE-Kennzeichnung für alle Maschinen im Geltungsbereich der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG, die in Verkehr gebracht oder in Betrieb genommen werden. Damit wird gegenüber den Aufsichtsbehörden die Einhaltung der grundlegenden Sicherheitsanforderungen und Industrienormen nachgewiesen.

NRTL-Konformität

Um die Produktsicherheit zu gewährleisten, gelten in den USA und Kanada klar definierte Vorschriften, denen Industrieroboter und -geräte genügen müssen, bevor sie zum Verkauf oder zur Verwendung am Arbeitsplatz oder in der Öffentlichkeit zugelassen werden. Ein National Recognized Testing Laboratory (NRTL) ist von der Arbeitsschutzbehörde OSHA und von der SCC (Standards Council of Canada) akkreditiert, um Roboter zu prüfen und gegebenenfalls Zertifikate und „Field Label“ auszustellen. Diese zeigen sowohl den Betreibern als auch Geschäftspartnern, dass die Produkte gründlich getestet wurden und den elektrischen Normen sowie Brandschutzvorschriften entsprechen.

Whitepaper: Anforderungen an Industrie-Roboter verstehen

Compliance-Anforderungen und Konformitätsprozesse in der Industrie-Robotik – ein komplexes Thema. Zur Unterstützung der Unternehmen hat TÜV Rheinland ein neues Whitepaper mit dem Titel “Understanding Compliance Requirements for Industrial Robots” entwickelt, das sich mit den Trends und Herausforderungen der Branche befasst.

Autor des Beitrags

THOMAS KOESTER

THOMAS KOESTER

LEITER TECHNICAL COMPETENCE CENTER

Leiter des Technical Competence Center Industriemaschinen von TÜV Rheinland. Studium der Elektrotechnik an der Technischen Universität Berlin. Berufsstart im Jahre 1996 im Prüflabor für Elektrotechnik des TÜV Rheinland Japan in Yokohama. Seit 2005 beim TÜV Rheinland in Deutschland im Bereich Maschinensicherheit tätig und Laborleiter für Industriemaschinen bis 2020. Seit 2020 globaler Koordinator des Segments Maschinen im TÜV Rheinland. Mitglied in deutschen und Europäischen Gremien im Bereich Maschinensicherheit.

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