Wie immer schaue ich bei einer Frage erst mal bei Wikipedia – und bekomme natürlich auch eine umfangreiche Antwort. Nur so viel zur Historie: „Der Internationale Frauentag, Weltfrauentag, Frauenkampftag, Internationaler Frauenkampftag oder Frauentag ist ein Welttag, der am 8. März begangen wird. Er entstand als Initiative sozialistischer Organisationen in der Zeit um den Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen und die Emanzipation von Arbeiterinnen. Die Vereinten Nationen erkoren ihn später als Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden aus.“
Wollen wir das? Brauchen wir das?
Müssen Frauen heute wirklich noch kämpfen? Vieles wurde in den letzten Jahrzehnten erreicht. So dürfen wir wählen, Medizin studieren und einen Arbeitsvertrag unterschreiben, ohne dass der Ehemann seine Zustimmung geben muss. Die zweite Hälfte des Himmels ist das aber immer noch nicht. Wie zum Beispiel die aktuelle Debatte um #MeToo zeigt. Oder die Tatsache, dass in Deutschland ein Entgelttransparenzgesetz eingeführt wurde – eingeführt werden musste –, um die gleichberechtigte Bezahlung zwischen Frauen und Männern voranzutreiben.
Und auch eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung aus dem Jahr 2016 stellt fest, dass die ausgewogene Repräsentation von Frauen in Spitzengremien der deutschen Wirtschaft nach wie vor in weiter Ferne liegt. Bei einem Anstieg von bisher rund einem Prozent jährlich braucht es demnach noch 86 Jahre bis zur Gleichberechtigung. Die Entwicklung ist ein Ritt auf der Schnecke, klagen die Forscher. Schade, ich würde es so gern noch erleben.
Unconscious Bias: unaussprechlich, aber leider unvermeidlich
Hier komme ich auf ein Phänomen zurück, das ich in der Überschrift schon angekündigt habe. Unconscious Bias sind unbewusste Denkmuster, die eine objektive Beurteilung verhindern. Sie vereinfachen den Alltag und reduzieren Komplexität – aber sie beeinflussen auch unser Urteilsvermögen und können zu Fehleinschätzungen führen.
Aus Effizienzgründen kategorisiert das Gehirn Einzelsituationen und setzt auf Wahrnehmungsmuster. Die rote Ampel muss nicht erst analysiert werden, hier soll schnell reagiert, das heißt gebremst werden. An dieser Stelle sinnvoll. Aber auch in der Arbeitswelt neigen wir zu solchen Denkabkürzungen und Verallgemeinerungen. Und, um beim Thema zu bleiben, gerade Frauen werden auch heute noch regelmäßig damit konfrontiert. Vor allem, wenn sie Führungspositionen anstreben.
Zum Beispiel…
…neigen wir dazu, gute Leistungen bei Frauen nicht wie bei Männern der Person zuzuschreiben, sondern eher auf die äußeren Umstände zurückzuführen – etwa ein gutes Team.
…werden erfolgreiche Frauen eher als zu ehrgeizig empfunden als erfolgreiche Männer, denen Führungsstärke attestiert wird. Gleiches Verhalten wird also je nach Geschlecht ganz unterschiedlich bewertet.
Daher: Augen auf, Gehirn unter Strom und das eigene Verhalten immer mal wieder hinterfragen. Wir bei TÜV Rheinland versuchen im Rahmen des Diversity Managements auch immer wieder für solche unbewussten Denkmuster zu sensibilisieren. Und ja, einmal im Jahr darauf hinzuweisen, dass das Geschlecht einer Person nicht ausschlaggebend sein darf für die Bewertung von Leistungen, gleichberechtigte Teilhabe und gesellschaftlichen Status – das ist durchaus zeitgemäß!
Was Diversity bei TÜV Rheinland noch alles bedeutet, sehen Sie zum Beispiel hier:
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=1NDF45I1n2E
Immer noch sind es die Frauen, die beruflich zurückstecken für Kinderbetreung und Familie. Und die begonnene Talfahrt (unsichere Jobs, Teilzeit) zieht sich bis zur Rente durchs Frauenleben.
Solange Kinderbetreuung nicht anerkannt wird bzw staatlich qualifiziert gesichert ist, ist der 8.März immerhin ein Hinweis auf Missstände, die es zu beseitigen gilt.