Corona-Krise: Psychische Belastung für Unternehmen und Beschäftigte
In „normalen“ Zeiten befassen sich ABO-Psycholog*innen unter anderem mit der Durchführung der gesetzlich vorgeschriebenen Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen in Unternehmen. Darüber hinaus leisten sie betriebliche Unterstützung in Sachen Stressmanagement, Corporate Resilience und beim gesunden Führen. Wer meint, genau hier den Rotstift ansetzen zu müssen: All diese Leistungen sind im Rahmen der Corona-Krise wichtiger denn je. Denn eine größere psychische Belastung für Unternehmen und Mitarbeitende als die Corona-Krise dürfte es zurzeit kaum geben. Die Pandemie ist für Wirtschaft, Gesellschaft und Individuum in Deutschland die größte Herausforderung seit der Nachkriegszeit, die in kürzester Zeit erhebliche Veränderungsprozesse auf allen Ebenen in Gang gesetzt hat – Ausgang unbekannt. Gerade jetzt brauchen Unternehmen Unterstützung darin, alle Kräfte optimal zu bündeln, Stress optimal zu managen, Ängste der Mitarbeitenden zu bewältigen und resilient zu bleiben, um die Krise zu überstehen.
Akutworkshops für Mitarbeitende oder Führungskräfte
Doch wie können ABO-Psycholog*innen agieren, wenn sie Unternehmen als externe Kräfte nicht mehr betreten dürfen und Präsenztermine erst einmal der Vergangenheit angehören? Ganz pragmatisch: Einzelsprechstunden für Belegschaft und Management führt die AMD TÜV Arbeitsmedizinische Dienste etwa per Video oder Telefonie durch. Mitarbeitende und Führungskräfte können hier mit ABO-Psycholog*innen in einem geschützten Raum über ihre Ängste und Herausforderungen sprechen und erhalten so professionelle Unterstützung. Gewährleistet ist, dass es auf beiden Seiten keine unerwünschten und unsichtbaren Zuhörer gibt und der Datenschutz nicht verletzt wird. Zudem bieten die Betriebspsycholog*innen kleine Akutworkshops für Mitarbeitende oder Führungskräfte zu Resilienz, Work- Life-Balance und Führungsthemen an – in digitaler Form und inhaltlich individuell auf die Wünsche der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zugeschnitten.
Wesentlich ist, dass Führungskräfte in Zeiten wie diesen in vielerlei Hinsicht ein Vorbild sind. Doch Führungskräfte werden selten geboren, sondern bedürfen wie die Belegschaft der Unterstützung in ihrer Entwicklung. Wer hat schon Erfahrung im Umgang mit Mitarbeiter*innen, die gerade hochemotional auf die Corona-Krise reagieren und unter Umständen kaum fertig werden mit ihrer Panik? ABO-Psycholog*innen können dabei unterstützen, indem sie sich zum Beispiel in Führungsrunden (z.B. per Skype, telefonisch etc. ) dazuschalten, um Fragen und Unsicherheiten der Führungskräfte direkt aufzufangen. Alternativ haben die Führungskräfte aber auch die Möglichkeit, sich individuell zu Führungsthemen in der aktuellen Situation coachen zu lassen.
Betrieblicher Gesundheitsschutz: Führungskräfte als Vorbilder
Wesentlich ist, dass Führungskräfte dort, wo (demnächst wieder) Präsenzmeetings stattfinden, darauf achten, dass Mitarbeitende grundlegende Regeln des betrieblichen Gesundheitsschutzes peinlich genau einhalten: etwa das regelmäßige Händewaschen, die Desinfektion und auch das Social Distancing. Dass sie in der Lage sind, diese Regeln selbst vorzuleben und angemessen und wirksam auf Verstöße hinweisen und ein Fehlverhalten nicht einfach ignorieren. Aus dem Bereich Arbeitssicherheit ist belegt: Je besser die Vorbildfunktion der Führungskraft, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass Mitarbeitende diese Regeln akzeptieren und auch selbst umsetzen. Auch hier können ABO-Psycholog*innen wertvolle Unterstützung leisten und Führungskräfte dabei begleiten, ihre Vorbildfunktion bestmöglich umzusetzen und den angemessenen Ton zu finden, um einen Verstoß wirksam zu sanktionieren.
Homeoffice sinnvoll gestalten
Im Rahmen der Corona-Krise können auch plötzlich Einzelthemen an Bedeutung gewinnen, die ein Unternehmen im Rahmen dieser Ausnahmesituation kaum allein managen wird: etwa die sinnvolle Gestaltung der Homeoffice-Situation und eine ausgewogene Work-Life-Balance, die derzeit für viele Angestellte ein hochaktuelles Thema darstellt. ABO-Psycholog*innen unterstützen das Unternehmen über Webinare und Skype-Konferenzen darin, sich für beide Seiten verbindliche Spielregeln für ein erfolgreiches Homeoffice zu geben, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich nicht zwischen Arbeit und Haushalt verzetteln, aber auch gesetzte Business-Ziele nicht aus dem Blick geraten. Daneben begleiten ABO-Psycholog*innen berufstätige Eltern aus der Belegschaft dabei, Homeoffice und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen, ohne völlig auszubrennen.
Verbindung zu den Beschäftigten halten – immer
Ob Homeoffice oder Büro-Präsenz: Eines der wesentlichsten Elemente eines wirksamen Krisenmanagements ist der regelmäßige Kontakt von Führungskräften zu ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. ABO-Psycholog*innen können Unternehmen beraten, wie solche Gespräche am besten zu führen und welche Aspekte je nach Kommunikationskanal zu beachten sind. Ziel muss es sein, den Beschäftigten ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln. Gerüchte, die zusätzlich Ängste und Unruhe schüren und die Produktivität weiter senken, sollten im Keim erstickt werden, z.B. indem das Unternehmen transparent über die aktuelle Situation informiert, geplante Maßnahmen und die Gründe dafür offenlegt.
Auch Führungskräfte sind nicht frei von der Furcht vor Kontrollverlust und dem Umgang mit Widerständen in der Belegschaft. Für sie kann professionelle ABO-psychologische Unterstützung genau die Leitplanke darstellen, die sie brauchen, um das Unternehmen im Rahmen des Krisenmanagements sicher durch den Sturm zu navigieren.
Konkrete Unterstützungsangebote: Impulsletter und Krisen-Hotline
Was in der aktuellen Krise im Miteinander von Mitarbeitenden und Führung wichtig ist und wie ABO-Psycholog*innen dabei helfen können, dass Unternehmen funktionstüchtig bleiben – darüber haben wir uns bei TÜV Rheinland intensiv Gedanken gemacht. Interessierte Unternehmen können sich direkt an die AMD TÜV Arbeitsmedizinischen Dienste wenden, unseren regelmäßigen Impulsletter #gemeinsamdurchdiekrise mit aktuellen betriebspsychologischen Empfehlungen oder auch eine Krisen-Hotline für ihre Mitarbeitenden und Führungskräfte anfordern. Die Hotline wird u.a. von Betriebspsycholog*innen besetzt; die Anrufer*innen können – unter Wahrung der Schweigepflicht – über alles sprechen, was sie in dieser Krise bewegt und mit den Fachleuten über Lösungsschritte beraten.
Kontakt und weitere Informationen: gemeinsamdurchdiekrise@de.tuv.com.
Bleiben Sie gesund!
Autorin des Beitrags

Iris Dohmen
Organisationspsychologin
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